In der ersten Szene sieht man mich beim Angeln. Durch den Schnitt wirkt es so, als hätte ich die Angel einmal eingeworfen, direkt wieder eingezogen und aufgegeben.
Die Darstellung macht mich ganz schön sauer, weil das vor Ort ganz anders war. Aber so ist Fernsehen nun mal, die anderen Anläufe wurden natürlich herausgeschnitten – also glaubt nicht alles, was ihr seht, Leute!
Ich freue mich trotzdem, dass die Szene gezeigt wurde – vor allem in Bezug auf die Indigenen, die ich auf Vancouver Island kennengelernt habe, und die mir diese Art zu Angeln beigebracht haben. Trotzdem musste ich feststellen, dass das Wasser zu flach ist und mein Gefühl, dass es schwer wird an der Stelle zu fischen, bestätigte sich. Ich hätte jeden Fisch sehen können und es ist nichts Essbares über 10 cm Länge an mir vorbeigeschwommen, da bleibt die Nahrung natürlich sehr begrenzt.
Allerdings gilt ja auch die Regel: wo kleiner Fisch, da auch großer Fisch, weil sich der große Fisch von den kleinen ernährt etc… Aber ich hatte ein sehr ungutes Gefühl bezügliche des Fischens und war am Überlegen, ob Reusenbau an der Stelle sinnvoller wäre.
Für eure Einordnung: Es war immer noch der erste Tag der Aussetzung. Wir wussten zu dem Zeitpunkt nicht, ob wir weitere Nahrung finden, ob es vielleicht Beeren zum Essen gibt und vor welchen Tieren wir uns schützen müssen. Innerlich habe ich mich sehr auf die erste Nacht gefreut, darauf, dass die Wildtiere herauskommen. Ich war gespannt, wie viele Tiere wir zu hören und zu sehen bekommen
Auch wenn ich bereits auf Vancouver Island in wilder Natur zelten war, dort vielen Schwarzbären begegnet bin, war die Situation und die Ungewissheit neu. Mir sind zu dem Zeitpunkt viele Fragen durch den Kopf gegangen, auch wenn ich mir generell wenig Sorgen gemacht habe, ich war super fit und habe daran geglaubt, dass wir easy durchziehen können.
In der Nacht ist es dann passiert: Vor uns stand ein Wolf. Drei Meter entfernt. Wie reagiert man da? Es ist das erste Mal, dass mir ein Wolf gegenüber steht. Ich war unglaublich aufgeregtund hatte gleichzeitig so viel Respekt vor dem Tier. Mein Körper war voller Adrenalin.
Unser Kamera-Fauxpas entstand dummerweise durch unser falsches Equipment – wir hatten den Wolf zwar filmen können, aber es war einfach nichts auf dem Video zu sehen. Es war viel zu dunkel und wir haben in der Schnelle natürlich nicht daran gedacht, den Cam-Recorder für die Nachtaufnahmen aus unserem Koffer zu holen. Das hätte auch viel zu lange gedauert, denn genauso schnell, wie der Wolf aufgetaucht ist, genauso schnell war er auch wieder weg.
Für mich war es allererste Mal, dem Wildtier in freier Natur gegenüberzustehen. Ich hatte keine Angst, ich war einfach nur unglaublich aufgeregt. Deswegen ist mir gar nicht aufgefallen, dass Hannah gar nicht vor Kälte, sondern vor Angst gezittert hat. Ich bin selbstverständlich davon ausgegangen, dass es an der Temperatur liegen müsste. Wenn ich die Szene so im Nachhinein betrachte, denke ich mir echt nur: Alter Affe, wie dumm bist du eigentlich – wie kann man denn so eine beschissene Menschenkenntnisse haben…
Ich habe den ganzen Moment unglaublich genossenen und die darauffolgende Nacht auch richtig ruhig geschlafen, während Hannah mich Off-Cam mehrfach geweckt hat, um sich zu erkunden, ob ich die Geräusche auch gehört habe – wahrscheinlich wieder irgendwelche Wölfe…
Ich hatte das Gefühl, dass das Erlebnis mit dem Wolf uns ein bisschen näher zusammengeschweißt hat. Es war das erste Mal, dass ich wirklich das Gefühl hatte, dass wir einander vertrauen können, auch wenn wir immer noch sehr darauf bedacht waren, wie wir miteinander umgehen.
In der letzten Szene wurde dann gezeigt, wie wir die Krebse töten und in unserem Rohr kochen. Es ist das Erste, dass wir ernüchternd feststellen müssen, wie wenig an diesen Krebsen dran ist. Aber alleine, dass wir Nahrung gefunden haben, war ein großer Gewinn für uns. Und wo sich kleine Krebse befinden, können auch größere sein.
Generell hat das Feuer machen super gut geklappt, obwohl wir einen arsch rotten Wald hatten, alles war komplett durchnässt. Für uns war es trotzdem ein Energie-Booster: Wir hatten Feuer & die Krebse, was sollte schon groß schiefgehen?
Das zeigte sich bereits am nächsten Morgen. Die Kälte war für mich die Hölle, auch wenn ich das vor der Kamera nicht unbedingt thematisierte. Wieder war es die Angst, schwach zu wirken, die mich davor zurückgehalten hat meine Gefühle preiszugeben. Eigentlich ist es ja nur logisch, dass die Kälte bei mir heftig ballert. Das fehlende Fettgewebe ist bei Kälte natürlich von unglaublichem Nachteil. In dem Moment habe ich mich wirklich gefragt, wie das die nächsten Tage weitergehen soll, wenn ich schon in der ersten Nacht so unterkühlt bin…