Zu dieser Folge haben mich viele Kommentare erreicht, weswegen ich hier einmal auf das Thema Hass im Netz eingehen möchte.
Tag 5 Krebsfang
Obwohl ich körperlich von Tag zu Tag schwächer wurde, habe ich mich mental jeden Tag stärker gefühlt.
Dazu hat auch der Krebs beigetragen, den wir an dem Tag gefangen haben. Erfolgserlebnisse, wie diese haben mir bestätigt, dass ich in der Natur überleben kann und die Indigenen mich vielseitig auf das Abenteuer vorbereitet haben.
Die Einheimischen haben mir gezeigt, wie ich Krebse mit einem Steinschlag betäube, bevor sie getötet werden und die Beine herausgerissen werden. Wenn ich den Betäubungsmittel-Schlag im Nachhinein betrachte und die Szene sehe, bin ich schockiert, wie schwach der Schlag ist und wie kraftlos ich war. Währenddessen ist mir das gar nicht bewusst gewesen. Die Weise, wie wir in dem Moment zusammengearbeitet haben und uns gegenseitig beim Fang unterstützen konnten, war unglaublich ein starkes Gefühl. Alleine hätte ich nicht genug Kraft dafür aufbringen können und zusammen konnten wir uns optimal ergänzen.
Ein Tierleben zu beenden, ist immer eine krasse Situation. Auch wenn es „nur“ ein Krebs ist, waren wir zwiegespalten. Einerseits war da die Dankbarkeit, in dem Moment wertvolle Nahrung zu haben und andererseits mussten wir dafür das Leben eines Tieres beenden.
Den Prozess mitzuerleben ermöglicht mir einen ganz anderen Bezug zu Lebewesen und der Natur. Im töten von Fischen war ich bereits routiniert, das kann ich von meinen vorherigen Reisen und jeder Griff sitzt, aber Krebse zu töten bin ich nicht gewohnt gewesen und natürlich möchte ich auf keinen Fall, dass das Tier meinetwegen unnötig leiden muss.
Ich finde es wichtig, dass wir uns immer wieder bewusst sind, dass es nicht selbstverständlich ist, dass wir täglich in den Supermarkt laufen können. Für jedes Stück Fleisch, dass wir essen, musste ein Tier getötet werden. Ich finde, das vergessen wir viel zu oft, wenn wir ein abstraktes Stück Fleisch in der Fleischtheke sehen, das kaum noch einen Bezug zu dem Tier darstellt.
Durch das Krebsfleisch hatte ich einen unglaublichen Energieschub. Jeder von uns konnte vier Beine essen, was im Vergleich zu den vorherigen Tagen eine große Portion Nahrung war. Mein Magen war Nahrung wirklich nicht mehr gewohnt. Das letzte Bein zu essen, hat mich Überwindung gekostet und es hat sich so angefühlt, als würde ich einen fetten Döner verschlingen, so gesättigt war ich danach. Aber ich wusste, dass ich die Energie und die Nährstoffe brauche, wenn ich weiter durchhalten will. Für Hannah und mich schien es absolut realistisch, dass wir die restlichen zehn Tage zusammen durchhalten können. Der Tag und das gemeinsame Fangen des Krebses hat uns als Team zusammengeschweißt.